Table of Contents
- Der Hüttenabend
- Elisabeth und Rudi
- Der Bio-Bauerngarten
- Der Bio-Obstgarten
- Die schönste Almhütte im Garten
Schön, wenn man im Urlaub zufällig etwas so malerisches entdecken darf. Die Sommerferien 2021 haben wir dieses Jahr im sonnigen Süden des Salzburger Lands verbracht. Wir brauchten alle drei dringend Erholung und freuten uns sehr auf einen aktiven Urlaub mit Entspannung im Grünen: auf ging es für Ende August für zwei Wochen in eine Ferienwohnung in Mauterndorf. Sie wurde mit den zwei Sätzen „Liebevoll mit Vollholzmöbeln ausgestattet“ und „Großer Garten mit Brunnen und Gartenalmhütte“ beworben. Die Bilder auf der Website der Familie Schartner sahen vielversprechend aus und wer von uns Dreien hat sich wohl am meisten auf den großen Garten gefreut?

Bei unserer Ankunft fiel uns als erstes die schöne Obstwiese mit den Apfel- und Zwetschgenbäumen auf. Direkt neben unserem Auto hingen die grünen Äpfel und fielen uns fast auf den Kopf. Wir wurden herzlich von Elisabeth und Rudi begrüßt und bekamen gleich die ersten Vorschläge zum Kennenlernen der Umgebung und von Mauterndorf. Im Apartment stand ein duftender Blumenstrauß mit Phlox und Echtem Dost. Alles war sehr gemütlich, sauber und harmonisch mit Vollholzmöbeln ausgestattet. Wie wohltuend hob sich das ab, von den mit Billig-Möbeln zusammengestückelten Apartments, die man manchmal vorfindet. Man sah am ganzen Haus, in der Ferienwohnung und im Garten, dass hier handwerkliches Geschick und ein feines Gespür für Gestaltung zusammen kamen.
Die Überraschung wartete um die Ecke, neben dem Haupthaus: eine urige Almhütte mit plätscherndem Brunnen und gleich dahinter ein blühender und reich bestückter Bauerngarten. Die romantische Seite meiner düsteren Seele war verzaubert! Oder vielleicht doch eher schockverliebt? Was ein Traum! Um das besser zu verstehen, muss man wissen, dass ich ein (nicht wirklich heimlicher) Hütten-Fan bin und mir auch schon immer einen Bauerngarten gewünscht habe. Nicht jeder Wunsch lässt sich umsetzen, aber beides jetzt zwei Wochen gleich hier zu genießen, besser ging es nicht. Und ich wollte unbedingt mehr wissen. Ich fragte unsere beiden ursympathischen Wirtsleute, ob sie uns vielleicht etwas darüber erzählen könnten.
Der Hüttenabend
Elisabeth nahm sich nicht nur die Zeit, sie lud uns drei sogar spontan für den gleichen Abend ein. Beim extra für uns eingeheizten Kaminfeuer, saßen wir in der Almhütte und draußen prasselte der kalte Salzburger Schnürlregen an die Fenster. Zum Auftakt gab es einen kleinen Holler-Schnaps (später noch Zirbe und Apfel-Barrique) und zur Kostprobe (es war dann aber doch eher eine ganze Mahlzeit) das von Elisabeth selbstgemachte Roggenbrot (mit Lungauer Tauernroggen) und die Wurst vom Angus-Bio-Rind vom lokalen Metzger. So gut und extrem lecker versorgt, lies es sich leicht plaudern. Wenn der Eindruck entsteht, wir hätten nur über den Garten gesprochen, so täuscht das. Es gab viel Abenteuerliches und Lustiges zu erfahren, aber hier geht es eben ausschließlich um den Garten.

Elisabeth und Rudi
Elisabeth und Rudi stammen beide aus der Region. Rudi ist zum Teil auf der Fanning-, jetzt die Zirben-Alm, groß geworden. Elisabeth ist auf dem Knödlhof in Weißpriach aufgewachsen. Das Haus wurde mit viel Fleiß und Sparsamkeit von Rudis Großmutter für die Familie nach dem Krieg erbaut. 1981 wurde alles erneuert und erweitert. Man sieht, dass beide jahrelange Arbeit und Sorgfalt in das gesamte Gebäude und das Grundstück gesteckt haben.
Der Bio-Bauerngarten
Der romantische Garten an der Seite des Haupthauses hat mich gleich am ersten Tag begeistert. Die herrliche Mischung aus Nutz- und Zierpflanzen, hat mich magisch angezogen. Immer wieder bin ich durchgegangen und habe mir alles genau angesehen. Der Garten hat Hanglage und bekommt von Süden, Osten und Westen Sonne ab. Er ist ganz klassisch von der Obstwiese getrennt.

Elisabeth und Rudi haben Ihre Erfahrungen mit dem Gemüseanbau im Bio-Bauerngarten gerne geteilt:
Das Frühjahr ist in dieser hohen Lage (Anm. 1123 m) kurz und es geht eigentlich direkt vom Winter in den Sommer über. Auch die Ernte ist im Gebirge später im Jahr.
Im Herbst wird von Elisabeth alles im Hochbeet vorbereitet. Dann im Frühjahr wird der Schnee in das Hochbeet getan, so dass es feucht ist und alles durchziehen kann. Vor allem das Dach auf dem Hochbeet bringt sehr viel, denn das hält die Wärme drin und die Pflanzen gedeihen bereits früher im Jahr. Der Salat wird traditionell am Karfreitag gesetzt, wie zum Beispiel der Chinakohl, der ausgezeichnet wächst. Elisabeth orientiert sich auch an den Mondphasen (ab- und zunehmend) beim Gärtnern und hat damit gute Erfahrungen gemacht.
Sie bauen auch Kartoffeln im Garten an. Im Lungau heißt die Kartoffel „Ächtleng“ und die Sorte, die sie anbauen ist der „Lungauer Blaue“ (Anm.: mehr dazu hier und hier). Rudi schätzt die eigenen Kartoffeln besonders für das erste Angrillen, da sie nicht so wässrig sind.
Alles Gemüse und Obst wird von den beiden natürlich frisch geerntet und gegessen. Was zu viel ist, wird eingeweckt oder eingefroren.
Mit Schädlingen haben sie keine Probleme, deshalb gibt es auch keine Notwendigkeit irgendwelche Mittel einzusetzen. Nur die Schnecken werden abgesammelt. Das ist auch das einzige Mittel, das gegen Schnecken hilft. Gedüngt wird mit dem Kompost, der im hinteren Teil des Gartens mit zwei Abteilen angelegt wurde.
Der Bio-Obstgarten
Die Obstbäume stehen schon immer (seit 62 Jahren) hier und gehören zum Haus.
Auf die Frage, ob er die Bäume regelmäßig zurechtstutzt, erzählt Rudi, dass er nicht viel mit ihnen macht. Er findet das Beschneiden eine Sünde, denn, so sagt er, der Apfelbaum hat ja Wurzeln für die gesamten Äste. Jedes Jahr tragen die Bäume auch anders. In einem Jahr trägt der alte Apfelbaum nur an zwei Zweigen, in einem anderen Jahr trägt der Rest, aber nicht diese beiden Zweige. Beide Apfelbäume haben dieses Jahr viele Früchte. Wahrscheinlich werden es so um die sieben bis neun hundert Kilo.
Elisabeth meinte, dass alte Apfelsorten mehr Vitamine hätten, als die neuen Züchtungen in den Supermarkt-Regalen. Außerdem sei ja der Geschmack viel besser.
Das habe ich auch schon mal gehört und nach kurzer Recherche einiges dazu im Internet gefunden, unter anderem dass hier: Alte Apfelsorten: Darum sind sie gesünder. Vor allem Allergiker vertragen alte Apfelsorten deutlich besser. Ganz besonders, was den Geschmack angeht, finde ich persönlich alte Apfelsorten immer wieder selbst eine Bereicherung. Sie sind weniger süß und duften dafür intensiver.
Beide erzählen noch von der Zwetschge, die dieses Jahr weniger zu bieten hat, dafür aber gesünder aussieht.
Die reifen duftenden Äpfel Die Zwetschge Äpfel für den Spätsommer
Die schönste Almhütte im Garten

Tatsächlich ist das Gartenhaus – bzw. die Almhütte – eine der schönsten, die ich bisher gesehen habe. Und was mich am meisten fasziniert hat, ist, dass sie ausschließlich aus wiederverwerteten Materialien besteht. Die Kunstfertigkeit mit der jedes Detail innen und außen gebaut wurde hat mich beeindruckt. Man kann sich denken, wieviel liebevolle Arbeit darin investiert worden sein muss. Allein schon, dass das Dach begrünt ist – mit Schindeln von Burg Mauterndorf – war für mich ein Highlight.
Elisabeth und Rudi erzählten uns die Geschichte der Almhütte:
Alles fing an mit der Brücke in Mauterndorf, die erneuert werden musste. Da blieben das Holz und die dicken Bohlen übrig. Diese Bohlen sind das Gerüst der Hütte geworden. Rudi fing vor vier Jahren vierzehn Tage vor Weihnachten mit dem Bauen an. Bis sie stand hat es ein Jahr gedauert.
Die Hütte ist deshalb einer Alm nachempfunden, da beide früher den Wunsch hatten, sich eine Almhütte für die Wochenenden zu mieten. Da spielte auch Rudis Kindheit und sein Aufwachsen auf der Fanning-Alm eine Rolle. Jetzt diese schöne Hütte im Garten zu haben, ist natürlich viel praktischer.
Die Bilder zeigen die schöne Almhütte von außen und die Details mit ihrer Geschichte (von links oben nach rechts unten):
Da gibt es ganz links oben ein Bild eines Dachsparrens, der aus der abgerissenen Brücke in Mauterndorf stammt. Daneben eine Ansicht der Eingangstür, die auch aus alten Balken gemacht wurde. Der schöne Brunnen neben der Hütte plätschert immer beruhigend vor sich hin. Genial ist die Bank und der Tisch außen, die aus einem Pferdeschlitten gebaut wurden. In der unteren Reihe sieht man den Lüster aus dem aufgelösten Altenheim an der Decke hängen und im Hintergrund den Zaun vom Kindergarten, der als Giebelverzierung dient. Daneben ein edles Scharnier an der Tür. Besonders sind auch die Vorhänge, die aus selbstgewebtem Leinen von Elisabeths Großmutter genäht wurden. Und schließlich der Blick über den Tisch, der aus einem ganzen Ahornbaum geschreinert wurde.

Zu guter letzt noch: Der geschnitzte Vogel, der über dem wunderbaren Ahorntisch hängt, symbolisiert den Heiligen Geist und heißt „Suppenbrunzer“, erzählt Rudi (Anm.: Wer die südlichen Dialekte kennt, weiß, dass „brunzen“ für den kleinen Gang auf die Toilette steht), weil früher beim Essen der Dampf von der Suppenschüssel nach oben gestiegen ist und dann wieder vom Vogel runtergetropft ist (Anm.: hier mehr zum Hintergrund).

Kulinarisch hervorragend versorgt und mit vielen lustigen Geschichten und Bildern im Kopf gingen wir an diesem Abend ins Bett. So gerne wären wir noch länger in der Hütte gesessen und hätten noch mehr erfahren. Danke Euch, Elisabeth und Rudi für eine ausgezeichnete Urlaubszeit und Eure große und herzliche Gastfreundschaft.
Welcher Garten hat Euch überrascht? Kennt Ihr Kompost-Neid? Das ist der Neid, wenn jemand einen Garten hat, der groß genug für einen Komposthaufen ist. Ich habe das oft und sehr heftig, denn unser Garten ist zu klein dafür. Und was verwertet Ihr eigentlich im Garten wieder?
Wenn ihr regelmäßig neue Bilder vom Schattengarten und Dschungel drinnen sehen wollt, folgt mir auf Instagram @botanypunk. Alle lustigen und hilfreichen Videos für Euch, findet Ihr auf YouTube in meinem Kanal botanypunk.